|
„Sie verstehen mich nicht: ich bin nicht den Mund für diese Ohren. Zu lange wohl lebte ich im Gebirge, zu viel horchte ich auf Bäche und Bäume: nun rede ich ihnen gleich den Ziegenhirten. Unbewegt ist meine Seele und hell wie das Gebirge am Vormittag. Aber sie meinen, ich sei kalt und ein Spötter in furchtbaren Spässen. Und nun blicken sie mich an und lachen: und indem sie lachen, hassen sie mich noch. Es ist Eis in ihrem Lachen.“ Ich stelle mir vor, ich ginge den Weg ein weiteres Mal, diesmal im Gepäck das kleine Bändchen von Nietzsche „Also sprach Zarathustra“, damit ich was zu lesen habe, sollte mir keiner begegnen, der mit mir ein Gespräch anfängt. Ich muss sagen, dass ich meinem Weg vertraue, aber kein Nachtgänger bin. Viel lieber betrachte ich die Sterne im Liegen, warte, bis sie zu tanzen anfangen und eine Geschichte in mir wachrufen. Das erklärt, warum ich keinem Schlafenden im Vorübergehen ins Gesicht schauen kann und untertags mich zwar mit einem müden Leib, aber frohen Mutes mit einer bewegten Seele voran bewege, Wenn ich dann, am Wegrand sitzend von den Guten und Gerechten, den Gläubigen aller Glauben lese, die den am meisten hassen sollen, der ein Schaffender ist, weil er ihre Tafeln der Werte zerbricht, wenn ich mir den Schaffenden vorstelle, wie er nachdem er Gefährten gefunden hat, neue Werte auf neue Tafeln schreibt, dann entstehen vor mir Bilder des Grauens. Zwischen Morgenröte und Morgenröte eine neue Wahrheit? Ja, ich will zu meinem Ziel, ja, ich gehe meinen Gang; aber das heißt doch nicht über die Zögernden und Saumseligen hinweg springen, nur weil ich meinen Weg gehe! Wie also sei mein Gang ihr Untergang!? Ich werde das Büchlein einpacken und weitergehen. Schritt vor Schritt, meinem Ziel entgegen. Und sollte ich jemandem begegnen, werde ich freundlich grüßen, ihn nach seinem Weg fragen und so es sich herausstellt, dass wir ein Stück gemeinsam gehen wollen, werden wir gemeinsam gehen. Wir werden uns von unserem Leben und unseren Träumen erzählen und wenn sich unser Weg trennt, werden wir uns fröhlich trennen und nachwinken.
Dann werde ich wieder einmal darin bestätigt , dass nicht jeder mit mir den ganzen Weg gehen kann. Aber auch darin bestärkt, dass es immer wieder einmal einen geben wird, der ein Stück mit mir geht.
Zur Freude von uns beiden. Und wie wir wissen, man trifft sich zweimal. Oder auch nicht.
|