Mit dem ersten Schritt vor die Türe beginnt nach mittelalterlicher Auffassung, die ich teile, der Jakobusweg.
Und vor diesem ersten Schritt steht das innere Feuer. Dieses Feuer nistet sich ein, ungebeten, ungewollt, unerwartet und durchdringt jede Zelle, klebt an der Haut fest, trübt und schärft den Blick, verwirrt und reinigt das Denken.
Fiebrige Erwartung, Angst und Irritation.
"Der echte Weg zur Wahrheit ist nicht die königliche Straße der Vernunft", wiederhole ich im Rhythmus meiner Schritte.
Der echte Weg zur Wahrheit ist nicht die königliche Straße der Vernunft. Der echte Weg...”
Aufbruch als Ausbrechen aus dem Vertrauten mit ungewissen Ausgang.
Holzstich aus Camille Flammarion, L'Atmosphère. Météorologie populaire, Paris 1888
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Ich weiß: “Lohnt der Weg die Mühen, gegangen zu werden”, ist die falsche Frage. Sie will nicht beantwortet werden. Und doch: Leise brumme ich, widerwillig, ich gehe nicht, ob des "es lohnt sich". Im Rhythmus der Schritte: “Ich gehe nicht, du gehst nicht, er, sie, es geht nicht, den Weg, weil es sich gelohnt haben muss.” Ich gehe nicht, du gehst nicht, er, sie es geht auch nicht, den Weg, weil es sich lohnen wird. Ich bin entschlossen. Ich gehe den Weg. Mein Kopf geht. Oder mein Bauch. Oder meine Seele. Es gilt auch: meinen Weg gehen. Ich fürchte den Weg. Anhalten! Innehalten! Stehenbleiben? Weiter gehen.
Nicht gehen ist die falsche Hoffnung eine Antwort auf die Frage nach dem Weg zu finden. Ich bewege mich schleunigst einem ‘roten Faden’ entlang auf mein Ziel zu; ein Ziel, von dem ich nur eines weiß, dass ich erkennen werde es erreicht zu haben, sobald ich am Ziel bin.
Ich ersetze “wissendes” Handeln durch “weiter gehen”, immer in die mit mir vereinbarte Richtung. Nicht mehr weiter gehen ist jederzeit möglich, sage ich mir. Dieses “sich auf dem Weg machen” nach eigenen Regeln, verpflichtet nur der Vereinbarung mit sich selbst, hatte Jahrzehnte vorher begonnen.
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