Der Camino Inglés wird zur Zeit nur wenig begangen. Dies ist einer der besonderen Reize dieses Weges, der durch eine ungewöhnlich schöne Landschaft führt, durch sehenswerte Städte und Dörfer hindurch, an verlassenen Klöstern und Kirchen vorbei.
In Nordspanien ist das Klima ähnlich dem Alpenvorland, jedoch im Jahresmittel wesentlich milder. Es wachsen dort Zitronen- und Orangenbäume, die Durchschnittstemperaturen liegen im Sommer bei 25o , das ganze Jahr über fällt Regen in Form von Schauern und Nieselregen. Als Pilger setzt man sich weder dem trocken-heissen Mittelmeerklima mit dürrer Vegetation, wie man es von Spanien automatisch erwartet, aus, noch dem rauhen Klima der Meseta (Camino Francés). Die atemberaubende Schönheit von Galiciens Küste, wo vielerorts geradezu spektakulär wilde Felsenküste mit darin eingebetteten unverbauten Sandstränden mich verzückte, wechselt über in grüne Wiesen mit weidenden Kühen, Maisfelder und Pinien- und Eukalyptuswälder.
Freundlich anmutende Dörfer und Städte mit attraktiven Altstadtkernen und vielem Sehenswerten laden zum Verweilen ein. Kulinarisch gibt es alles, von Fischen und Meeresfrüchten aller Art bis zu exzellentem Käsen und Wurstwaren.
Entlang des ganzen Camino Inglés traf ich Einheimische, spanische Touristen, zwei spanische Pilger und einen aus Frankreich. Wenn man Glück hat oder diesem etwas nachhilft, gerät man da und dort in lokale Feste, an denen es auch in diesem Teil Spaniens nicht mangelt.
Die Wege sind, wie schon erwähnt, nicht nur stellenweise spärlich markiert, sondern da und dort auch zugewachsen. Aber: Hätte ich mir nicht fast alles selber erarbeiten müssen, von der Suche nach Pfaden und Markierungen bis zum allabendlichen aufspüren einer Unterkunft, hätte ich auf meiner Pilgerreise eine, wie ich behaupte wesentliche, Erfahrung entbehrt. Ohne es je zu erfahren. Bei den überaus freundlichen Einheimischen konnten ich, trotz mangelnder Sprachkenntnisse, alles erfragen. Bisweilen haben sie viel mehr erzählt, als ich deuten konnte. Es empfiehlt sich daher, ein gutes Reisewörterbuch mit sich zu tragen.
Fazit: Der Camino Inglés bietet - noch - echtes "Jakobsweg-Abenteuer"!
Scheut man das Gewicht und Umwege nicht, kann ein kleines, leichtes Zelt mitgetragen, die Pilgerreise bereichern; es gibt der ganzen Küste entlang zahlreiche schöne Campingplätze, allerdings oft etwas abseits des markierten Weges.
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