Die Milchstraße - Mein Pilgerweg von Ferrol nach Santiago de Compostela (camino ingles)

 

Brief eines Pilgers ohne Namen (3)

Die Pilgerurkunde, wie sie heute verliehen wird

Neben Pilgern, wie ich einer bin, wie ihr wisst, die den Weg in der Nachfolge Christi und der Apostel gehen, traf ich aber auch solche, die aus Dankbarkeit für Errettung aus körperlicher oder anderer Not sich auf die Reise gemacht haben.

Es waren aber auch solche auf dem Weg, denen man als Strafe die Pilgerfahrt auferlegt hatte. Sie sind nicht freiwillig unterwegs und machen daraus oft kein Hehl.

Von anderen habe ich mir berichten lassen, dass es einen Typus Pilger gäbe, der nicht um seines eigenen Seelenheiles willen oder weil er dazu verurteilt worden war, den "Camino", wie ihn die Menschen hier nennen gehen, sondern im Auftrag anderer und gegen Bezahlung, es gibt angeblich feste Tarife, die Heiligen Stätten aufsuchen.

Ich habe keinen persönlich kennengelernt, aber, wenn diese Geschichten der Wahrheit entsprechen, drängt es mich Euch mitzuteilen, dass ich diese Art der bezahlten Frömmigkeit ablehne, wie ich denen skeptisch gegenübertrete, die nur der Reiselust wegen und um ihren Abenteuersinn zu stillen, sich auf den Weg nach finis terrae, das bedeutet "Ende der Welt", machen und mit uns, den gläubigen Pilgern nur eines gemeinsam haben: sie benutzen die für die Pilgern neu angelegten Straßen und Brücken, nächtigen in den gleichen Herbergen, lassen aber jeden religiösen Eifer vermissen.

Viele von denen, aber auch manch frommer Pilger, nutzen die Gelegenheit, um sich nach Möglichkeiten umzusehen, wie sie Geld verdienen könnten, zum Beispiel mit dem Handel von Waren. Oder ob sie sich nicht entlang der Pilgerrouten niederlassen sollten, um ihr Handwerk dort auszuüben, wo viele Menschen vorbeikommen.
Ich behaupte, dass die Wege der Pilger mehr und mehr zu Handelswegen zu verkommen drohen.

Meine Lieben, jetzt mache ich Schluss für heute, wie gesagt, ich suche mir noch eine Herberge, möglichst nahe dem Heiligtum, um morgen dann ein letztes Mal das Grab des Apostels zu besuchen. Ich werde ihn um Schutz für meine Heimreise bitten und hoffe, dass ich Euch alle wohlbehalten bei meiner Rückkehr antreffe.
Den Brief gebe ich einem Pilgerbruder, der mit dem Pferd unterwegs ist, mit. Er hat mir versprochen dafür Sorge zu tragen, dass er Euch auf dem schnellsten Wege erreicht, damit ihr Euch weniger Sorgen macht.

Freut Euch mit mir und dankt dem Herrn und seinem Apostel Jakobus, dass mir und damit meiner ganzen Familie die Gnade eine erfolgreichen Pilgerschaft zum Grab des Heiligen Jakobus gewährt wurde!

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